Umweltprojekt Yamuna



Die Yamuna ist der wichtigste Zufluss des Ganges und entspringt in etwa 6000 Meter Höhe bei Yamunotri im Himalaya. Sie fließt zunächst nach Süden durch die Fußhügel des Himalaya und in die nordindische Ebene. Anschließend passiert sie Delhi, wendet sich bei Mathura nach Südosten, durchläuft Agra, das durch die Taj Mahal bekannt geworden ist, und mündet nach rund 1.400 km bei Allahabad in den Ganges.

Die spirituelle Bedeutung

Die Yamuna gehört nicht nur, wie der Ganges, wegen ihrer Länge und ihres Wasserreichtums zu den wichtigsten Flüssen Indiens. Im Rahmen der jahrtausendealten Kultur des Subkontinents nimmt sie den Rang eines heiligen Flusses ein. Besondere Bedeutung erhält sie durch die Beziehung zu Krishnas Spielen in Vrindavan vor ca. 5000 Jahren. Krishnas Vater Vasudeva trug Ihn durch ihre Fluten, um Krishna vor den Verfolgungen Seines Onkels Kamsa zu retten, und später wurde Krishna als Yamuna-tatacara bekannt, „derjenige, der an den Ufern der Yamuna entlangwandert“. Die personifizierte Yamuna, auch Kalindi genannt, Tochter des Sonnengottes, war eine der Gespielinnen Krishnas und Balaramas. Krishna liebte es, in der Yamuna zu baden und auf ihr Boot zu fahren.

 




Tempel der Göttin Yamuna bei Yamunotri

Sri Caitanya Mahaprabhu (1486 – 1534) betet: „Oh Fluss Yamuna, du bist das glückselige spirituelle Gewässer, das großzügig Liebe zum Sohn von Nanda Maharaja verteilt. Du bist nicht verschieden vom Wasser der spirituellen Welt und daher hast du die Macht, all unsere Vergehen und die Reaktionen auf sündhafte Handlungen, die wir in unserem Leben begangen haben, zu vernichten. Du bist die Schöpferin aller glückverheißenden Dinge für diese Welt. Oh Tochter des Sonnengottes, bitte sei uns barmherzig und reinige uns durch dein frommes Wirken“ Cc. Madhya 3.28.

 

Aus diesen Gründen wurden an den heiligen Orten entlang der Yamuna eine Anzahl „Ghats“ (Badeplätze) gebaut, die Pilger seit Jahrhunderten für ihre rituellen Waschungen und Bäder nutzen. Auch bei der Tempelverehrung in Vrindavan und an anderen heiligen Orten ist Yamuna-Wasser ein wesentlicher Bestandteil.

 


Yamuna unterhalb von Delhi - Die heutige Situation

Hingegen ist das Yamuna-Wasser heutzutage vom weltlichen Standpunkt aus gesehen im höchsten Grade vergiftet, und sie zählt zu den am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt. Die Industriemetropole Delhi mit ihren geschätzten 30 Millionen Einwohnern lässt nach offiziellen Angaben allein über 58% ihres Abwassers unbehandelt in die Yamuna einleiten.

Nachdem die Yamuna Delhi passiert hat, ist ihr Wasser durch Müll und unbehandelte Haushaltsabwässer sowie die Abwässer der ständig wachsenden Industrie so in Mitleidenschaft gezogen, dass es nicht einmal mehr für das rituelle Trinken einiger Tropfen (Achaman) geeignet ist. Sie wurde von den Behörden als toter Fluss eingestuft.

 

Hier einige offizielle Angaben zur Verschmutzung der Yamuna: Wo der Shahdra-Abflussgraben unterhalb von Delhi auf die Yamuna trifft, hat das Central Pollution Board of India im Januar 2010 einen BOD (Sauerstoffbedarf pro Liter) von 51,3 bis 103 festgestellt. (Zum Baden sind höchstens 3 erlaubt.) Ferner ist eine starke Verschmutzung durch Kolibakterien festzustellen (23 Mrd. pro Deziliter, höchstens 5.000 sind jedoch erlaubt). Das Abwasser aus Delhi trägt zu 71% zur Flussverschmutzung bei, obwohl die Strecke durch die Metropole nur 2% des gesamten Flusslaufes ausmacht.

Um die Yamuna zu retten, gibt es seit vielen Jahren die unterschiedlichsten Bemühungen auf allen Ebenen. Von der indischen Regierung wurden nahezu 500 Mio. Dollar (ca. 400 Mio. Euro) aufgebracht. Japan trug 17.7 Milliarden Yen (175.000 EUR) bei, um die Abwassereinleitung in den Fluss zu stoppen. Jedoch wurde das indische Parlament 2009 darüber informiert, dass der bereits 1993 ins Leben gerufene „Yamuna Action Plan“ nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt hat und der Zustand der Yamuna seit Beginn der Maßnahmen eher noch schlechter geworden ist. Bis heute hat sich an dieser Situation nichts geändert.

 

Die Verschmutzung ist jedoch nicht das einzige Problem, das den Fluss belastet. Vielmehr leidet er unter permanenter Frischwasserknappheit, da der große Hathini-Staudamm oberhalb von New Delhi fast all sein Wasser (97 %) auffängt und es in einem Kanal nach Haryana und Utthar Pradesh ableitet. Das wenige Wasser, welches noch im Flussbett verbleibt, ist bereits nach einigen Kilometern im Boden versickert.

 

Zurück bleibt ein ausgedörrtes Flussbett, aus dem Baufirmen illegal Sand entnehmen. Der Fluss hört demzufolge bereits viele Kilometer vor den Toren Delhis auf zu existieren. Die Millionenmetropole benutzt das leere Flussbett, um ihr Abwasser einzuleiten. Dieses und das Abwasser anderer Kanäle fließt durch die heilige Pilgerstadt Vrindavana, in der nunmehr außerhalb der wasserreichen Monsun-Monate kein Tropfen Yamuna-Wasser mehr vorkommt (siehe Grafik).

 


Vorgeschlagener Rettungsplan

Um auf die Dringlichkeit dieser Probleme aufmerksam zu machen und um den Bemühungen Nachdruck zu verleihen, fand vom 1. März bis 15. April dieses Jahres (2012) ein historischer Fußmarsch von Allahabad nach Neu Delhi zum Büro des indischen Premierministers statt. Die Demonstranten forderten dort in einer gewaltigen Protestversammlung Maßnahmen zum Schutz und zur Rettung der Yamuna (siehe hierzu auch www.saveyamuna.org).

 

Neben vielen Gesprächen mit der Regierung und der Bevölkerung liegt das Hauptaugenmerk der Initiatoren vor allem auf dem gemeinsamen Chanten der Heiligen Namen Sri Krishnas. Überzeugt, dass die Hauptkraft etwas zu verändern im Heiligen Namen selbst liegt, wird die Aktion von 24-stündigen Kirtans (Gesängen der Heiligen Namen) begleitet. Bemerkenswert ist, dass sich ihr inzwischen auch viele Bürgerinitiativen und Umweltverbände angeschlossen haben.

 

Sri Caitanya Mahaprabhu, den die Gaudiya-Vaishnavas als Krishna selbst verehren, sagte, dass alle reinigende Macht von Krishnas heiligen Namen ausgeht: „Gepriesen sei der Sri-Krishna-sankirtana! Dieses gemeinsame Chanten des heiligen Namens Sri Krishnas ist imstande, den Spiegel unseres Herzens zu reinigen und den riesigen Waldbrand unseres Herzens zu löschen. Es gleicht dem kühlenden Mondschein, welcher bewirkt, dass der weiße Lotus des Glückes zu erblühen beginnt, und es ist das Leben und die Seele allen Wissens.“ – Shikshastakam 1.

 

Das gemeinsame Singen der Heiligen Namen Gottes ist das wichtigste Mittel, um den materiellen Einfluss in diesem Zeitalter zurückzudrängen. Genauso, wie wir unser Herz durch das Chanten der Heiligen Namen von materiellen Verunreinigungen befreien können, so können wir auch dazu beitragen, dass die Yamuna von den Abfällen dieser Zivilisation befreit wird, indem wir uns einfach mit unseren Gebeten diesen heiligen Bemühungen anschließen.

Auf dieser Seite könnt ihr euch näher informieren: